Freitag, 4. November 2016

Schlankheitspillen: Dem grossen Nepp auf der Spur

AufgedecKKt
Schlankheitspillen - einem Mords-Nepp auf der Spur
Über das Zeug mit eingebauter Neppomatik

Es klingt wunderbar. Da hat man über die Jahre ein bissl Fett auf den Hüften angesammelt.

Oder man ist weiblich, recht jung und steht auf den coolen Max in der Schulklasse.
Fühlt sich aber schrecklich unattraktiv beim Blick in den Spiegel.

Und dann blitzt sie auf. Die Rettung. Auf Facebook.
Oder in den Anzeigen an der Seite der Tagespresse. 



Irgendjemand ist "schockiert", wie wunderbar das doch funktioniert:
Eine Pille einwerfen, und innerhalb von wenigen Wochen hat man wieder eine Taille.
Das kann man sich dann schon auch mal was kosten lassen. 

Starterpakete mit den Pillen gibt es um die 50 Euro, und wenn man auf den Nepp hereinfällt, ist man auch schnell mal ein Vielfaches davon los.

Versprochen: Das Einzige, was davon abnimmt ist der Geldbeutel.
Schlimmstenfalls sogar die Gesundheit.

Ich schreibe diesen Bericht heute, um möglichst viele vor dieser Riesendummheit zu bewahren.

Denn eines steht fest. Ohne genügend Internet-Kungfu sind viele der Nepp-Anzeigen so gut aufgemacht, dass man sich durchaus der Hoffnung hingeben kann, das wäre etwas für einen.

Auch wenn ich überzeugt bin, das fast alle meiner Leser nicht im Traum auf so einen Unsinn hereinfallen, habe ich die letzten Jahre schon immer mal wieder jemand gehabt, der mit mir Kontakt aufgenommen hat, und um Argumente gebeten hat, wie man das der besten Freundin oder der Tochter wohl am Besten ausreden kann. Nun. Hier sind sie. Die Argumente.

Zunächst einmal ganz klar zu den Pillen selbst: 
Es gibt zwei Sorten Pillchen und Pülverchen, die man sich mit solchen Angeboten einfängt.
Die mit Wirkstoff. Und die ohne.

Glück hat man, wenn man die ohne jeden Wirkstoff erwischt, dann bleibt man nur dick.
Und nur um Geld ärmer.
Pech kann man haben, wenn man die mit Wirkstoff erwischt. 
Dann wird man vielleicht krank. Oder gerne auch mal - tot. 

Oder man kackt sich unfreiwillig stinkend-braune Streifen in die Hosen.

Was jetzt die Attraktivität für den coolen Max auch nicht sonderlich steigern dürfte.
Und am Ende ist man dann übrigens tatsächlich auch nicht dünner, wie dieses Video zeigt:



Der unbedachte Umgang mit diesen teils rezeptfreien Nahrungsergänzungsmitteln wie im Film gezeigt hat sich übrigens bis heute nicht verändert.

Allein: Abgelaufene Patente und veränderte Namen bieten in den Apotheken heute nicht nur eine dezente Auswahl, sondern auch ein Milliardengeschäft. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Und kurzfristigen, sich per Jojo schnell wieder auf der Waage relativierenden "Erfolg"saussichten.


Das Einzige, was sich gelegentlich ein wenig ändert ist die Werbestrategie.
Wenn man z.B. nach entsprechenden Abmahnungen jetzt nicht mehr mit Doktoren wirbt, sondern mit Möpsen. 

Was angesichts der Zusammensetzung (die Hälfte ist Soja, in denen von Okötest Gentechik festgestellt wurde) und dem Bericht hier eine spannende Doppeldeutigkeit bekommt. Wohl dem, der die Kinderplanung schon erfolgreich oder ernüchtert abgeschlossen hat. Auch Ökotest stellt in diesem Zuge wohl nicht zu unrecht fest:  "Diätdrinks - Keinen Schuss Pulver wert".

Die Werbeanzeigen im WWW
Im Internet grassiert momentan auch noch etwas anderes.
Anzeigen, die aussehen als seien sie von vermeintlich vertrauenswürdigen Quellen wie Apotheken-Zeitschriften, bekannten Gesundheits- oder Lifestyleratgebern wie Men's/Women's Health, Elle und Co.

Der Aufbau ist immer sehr ähnlich. Eine fast schon reisserisch wirkende Überschrift, Erfahrungsberichte, Vorher-Nachher-Fotos, pseudowissenschaftliche Erklärungen, warum das gerade eben erst entdeckte pflanzliche Mittel in den Tiefen des (schwindenden) Regenwaldes eine natürliche, unglaublich sensationelle Wirkung auf den Schlank-Baustein des Gehirns hat (das war Ironie, nur zur Sicherheit...). Gefolgt von vermeintlichen, aktuellen Social-Media-Berichten von Anwendern, die bestätigen, wie toll das Produkt wirkt. Überzeugend, wenn andere das sagen, stimmts?

Aber hallo!
Das Ganze stellt sich in der näheren Betrachtung dann doch ein bisschen anders dar:


Bauchweh könnte einem ja eigentlich schon das Impressum geben.
Dass die "Apotheken-Nachrichten" jetzt schon in Ägypten verfasst werden könnte einem ja schon mal sachte zu denken geben. Aber wer klickt schon (ausser mir) auf das Impressum, wenn man sich seinem Ziel schon so nah wähnt und glaubt, die Dum(m)pf-Pille streichelt besagten Schlank-Baustein? 

Versteckt wird das meistnes hinter wohlklingenden Namen wie Gesundheitsnews, Apothekennachrichten, Fitnessbla oder Muskelblubb... 

Oder dann sogar ganz dreist, als echte Fälschungen:

Die Markenpiraten
Auf der Suche nach weiteren Indizien für einen Betrug auf solchen Seiten mag man fündig werden, wenn man feststellt, dass die Dinger dann zwar teilweise ausschauen als seien sie z.B. die Modezeitschrift ELLE, sich aber die Links auf die anderen spannenden Themen wie  Rezepte oder Yoga dann gar nicht klicken lassen. 

Denn ausser den Anschein zu erzeugen haben die Seiten mit dem gleichnamigen Magazin absolut nichts zu tun.

Während meiner Recherchen hatte ich bei einer ähnlichen Anzeige dann auch Kontakt mit der Women's-Health-Redaktion. Die machte ich auf den Missbrauch ihres markengeschützten Logos aufmerksam. 

Die Antwort der Redaktion war entschuldigend, dass sie sich dieses Missbrauchs durchaus bewusst seien, der da mit ihrem guten Namen stattfindet.
Aber dass sie eben kaum eine Handhabe haben, wie sie den windigen Geschäftemachern das Handwerk legen können. Für jede Internetadresse, die sie schliessen lassen, kommen 3 neue hinzu...


Stoppmalkurz
Vielleicht sollte man jetzt schon einen kurzen Augenblick gedanklich innehalten und sich fragen, ob man Menschen, die sich solcher kriminellen und windigen Methoden bedienen das Vertrauen schenkt? 
Nur mal so dazwischen geworfen.


Das Abnehm-Augenpolster-Zahn-Genie
Und dann ist da ja noch Michael. Aus Sindelfingen.
Ein Spezialist auf allen Gebieten. 
Ihr findet ihn unten als vierten in den Sozial-Kommentaren. Und - oh boy - ist das ein Tausendsassa...

Michael ist überall dabei und weiss immer Rat. Interessanterweise timed er seine Beiträge dann auch immer gerade so, dass er zielgenau zwischen C(l)ara und Laura passt.
Zufälle gibt's...

Der Mann ist soviel unterwegs, dass er sich vor lauter Ratgeberstress dann manchmal mit dem eigenen Namen irrt. Er heisst dann auch schon mal  Benjamin. Dann Miguel.
Auf japanisch heisst er dann Toshiki. Oder wohnt dort. Mein japanisch ist begrenzt.
Fast schon lustig ist die spontane Geschlechtsumwandlung auf "Rosana". Da war wohl der Fake-Seiten-Bauer im Stress?

Tja, Michael kennt sich nicht nur aus in der Welt, die schöner macht, sondern er ist auch ein wahres Sprachen-Multi-Talent.

Und nach allen Kombinationen, die er zwischenzeitlich ausprobiert hat suchen sie ihn heute noch zwischen den Buchseiten seiner Bibel. Sooo dünn ist er zwischenzeitlich.

Tipp: Macht das Licht aus, dann seht ihr die weissen Zähne blitzen...
Hachz - ich lasse mich schon wieder hinreissen...

Natürlich ist das Quatsch. Der Mann heisst nicht Michael.
Und auch nicht Benjamin oder sonstwie.
Er heisst Tom Brownson und ist ein Erfolgscoach in den USA.
Und weiss vermutlich nicht mal von dem Missbrauch seines Fotos.
Oder vielleicht doch? Man weiss es nicht... 





Wer schreibt, bleibt - oder auch nicht
Ähnlich magisch verhält es sich übrigens auch mit der "Autorin" oberhalb der Berichte. 
Je nach Sprache heisst sie anders und das Bild ist das gleiche. Oder der Nachname ist der gleiche. Oder auch mal wieder nicht.




Zurück in die Wirklichkeit
Allerspätestens jetzt sollte auch der Person mit dem stärksten Wunsch zur Wunderpille klar geworden sein: Hier geht etwas so gar nicht mit rechten Dingen zu. 

Und solchen Arschgeig... Aasgeiern nicht nur das sauer verdiente Geld hinterher zu werfen sondern auch die eigene Gesundheit zu riskieren kann keine gute Idee sein, nicht wahr?!


Finden wir uns damit ab: Es ist, wie es ist.
Übergewicht hat seine Gründe.
Und die sind in den Lebensmittelgewohnheiten zu suchen, die man an den Tag legt.
Liegt man da halt daneben, steigt die Zahl auf der Waage unaufhörlich, daran kann weder mittel- noch langfristig ein Pillchen oder Pülverchen aus dem Web noch aus der Apotheke etwas ändern.
Und schon gar nicht eine noch so verlockende Werbeanzeige auf Facebook.
Oder wo Ihr Euch halt sonst so herumtreibt.


Apropos rumtreiben.
In letzter Zeit erreichen mich vermehrt Berichte von gutmeinenden Ratgebern aus Fleisch und Blut, die sich ihre Opfer ganz gezielt auf Facebook suchen. 


Der Gute-Freundin-Facebook-Trick
Plötzlich bekommt man eine nett klingende private Nachricht von jemandem, der vorgibt, es gut mit einem zu meinen. Dann bekommt man ein Vorher-Nachher-Foto der Person zu sehen. Und ist beeindruckt. Wow. Wie hast Du das gemacht? Toll! 

Dann kommt eine von deren Chef geskriptete Abfolge von Einwickelmassnahmen, wie das typisch ist für diese Multi-Level-Marketing-Schneeball-Abzock-Systeme.

Um dann am Ende z.B. für einen jenseitsmässig überteuerten Shake oder Pillchen aus eingedampftem Obst zu werben.

Persönlich enttäuscht.
Besonders frech und sehr enttäuschend ist das dann für Leute wie mich.
Da habe ich offensichtlich manchen von ihnen kostenlos und seit Jahren Hilfestellungen gegeben, die ihnen mit KK einen entscheidenden Beitrag erhalten haben, der ihnen die eindrucksvollen Vorher-Nachher-Fotos überhaupt erst ermöglicht hat.

Und dann verwenden sie diese Fotos als Werbung für ihren Strukturvertrieb, der ihnen die manipulativen Mittel beibringt, um dann damit achso viel Geld zu verdienen. 
Auf Kosten anderer.

Wie es scheint werden diese Leute über ihre Vorher-Nachher-Bilder rekrutiert.
Die sie Dank uns oder anderen Konzepten erreicht haben, und von denen sie dann vorgeben, sie seien mit ihrem Scheiss-Teuren-Mittel erst so geworden.

Ich habe kaum Worte, wie armselig ich diese Abzocke finde. Pfui.
Schämt Euch in Grund und Boden, bitteschön.


Eine Alternative
Wer abnehmen will und das langfristig beibehalten will, sollte bereit sein, die Dinge nach und nach aus dem Leben zu verbannen, die einen erst in die missliche Lage Übergewicht gebracht haben.
Dazu muss man verstehen, welche Lebensmittel das sind und warum sie das Plus auf der Waage erzeugen. Und sie dann halt meiden, so gut das eben möglich ist.

Alles andere ist teuer. Für den Geldbeutel. Oder die Gesundheit. Oder beides.

Ich lade deshalb alle gerne ein, denen ich die Pille aus dem Kopf drehen konnte:
14 Tage KK, kostet nix, und ist tausendfach erprobt erfolgreich. Bei uns lernt Ihr etwas über die Ursachen und was man nachhaltig gegen das Übergewicht tun kann. Und wie über 100 Bluttests unserer Mitglieder belegen: Bei guten Aussichten auf eine bessere Gesundheit.


Du kriegst den Max vielleicht auch so
Und noch ein letztes Wort an "weiblich, recht jung" vom Anfang. 
Wenn man so jung ist wie Du vielleicht dann ist niemand wichtiger als Dein Schwarm Max.
Das haben wir alle durch, die wir älter sind. Man hängt scheu zwischen den Seilen, traut sich nicht "seinem" Max in die Augen zu schauen und zweifelt an sich selbst.

Aber mal nur unter uns beiden - auch wenn Du das nicht hören willst:
Wenn Max nichts anderes im Sinn hat, als den Umfang Deiner Taille, dann kann er Dir gestohlen bleiben.

Denn nichts, absolut rein gar nichts ist es Wert, dass man für einen solchen Schwachsinn wie Pillchen und Pülverchen so einen Riesenhaufen Taschengeld ausgibt und dabei vielleicht sogar am Ende draufgeht.

Auch Max nicht.


Bis später



Weiterführende Links 
Diesmal im Text verarbeitet, zusätzlich ergänzend, weil Finger weg!
WIKI Sibutramin

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