Dienstag, 12. Mai 2015

Die hohe Kunst des Selbstbeschisses

DENKK-FUTTER
Die hohe Kunst des Selbstbeschisses
... wie man den Kampf im Innern gewinnen kann


So unterschiedlich wir Menschen insgesamt sind, es gibt da diese Gemeinsamkeiten, die uns alle irgendwie verbinden.


Wir haben das alle in unserem Leben ganz sicher schon erlebt. 
Manchmal wollen wir etwas erreichen oder etwas haben, und dann kommt es anders, weil uns irgendetwas hindert.

Ich möchte heute einmal ein bisschen darüber schreiben, was da passiert und wie man - wenn man begriffen hat, was da vonstatten geht, ein bisschen besser damit umgehen kann...

Goethe hat es in Faust schon beschrieben, als er notierte:
" Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen. 

(Faust I, Vers 1112 1117) "

Und so ist es auch. Da ist die eine Seite in uns, die uns Streben lässt - zu den hohen Gefilden, die uns antreibt, die uns vorwärts kommen lässt. Quasi der Pionier in uns.

Auf der andere Seite klammert sich da etwas in uns an das Gewohnte, das Bekannte, das Erforschte. Das ist nicht unbedingt etwas schlechtes. Es wiegt uns in Sicherheit, lässt uns nicht forsch oder unbedacht ins Unglück rennen, hält uns am Boden.





Diesen Kampf tragen wir täglich in uns aus, bei jeder Entscheidung, sei es der Kauf von etwas, der Start in eine Beziehung, den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. 

Und je einschneidender die möglichen Folgen der Entscheidung sind, um so intensiver führen wir diesen Kampf.

Nun sind die beiden Kreise in der obigen Grafik idealerweise gleich gross dargestellt. Und tatsächlich ist das auch das, was man als die innere Balance bezeichnen könnte.

Aber ehrlich gesagt bildet das kaum unsere individuelle Persönlichkeit zuverlässig ab.


PIONIERE UND HOPPELHASEN

Während der eine die Herausforderung nicht scheut und dessen grüner Kreis dementsprechend von Natur aus grösser ist, haben den anderen vielleicht die Lebenserfahrungen zu einem eher misstrauischen, zweifelnden ängstlichen und sicherheitsbedürftigen Menschen werden lassen.

Um das klar zu sagen: Beides ist in Ordnung. Niemand muss sich für das entschuldigen, was das Leben aus ihm gemacht hat. Aber ich denke es ist gut, wenn man sich bewusst macht, ob man tendenziell eher auf der grünen oder der roten Seite des Lebens steht.

Denn natürlich hat das einen sehr grossen Einfluss auf unser Leben und auf unser Handeln.
Nebenbei bemerkt sollte man das auch im Umgang mit anderen Menschen verstehen, denn wenn ein grüner auf einen roten stösst, dann hat das seine eigene Dynamik, die oft darin endet dass der grüne ungeduldig und wütend ist während sich der rote hilflos und missverstanden fühlend zurück zieht.

Diese Dynamik sehen wir sehr oft in unserer Facebook-Gruppe, achtet da mal drauf...
Und vielleicht entwickeln die "Ehergrünen" ein bisschen ein Verständnis für die "Eherroten" und umgekehrt. Das würde mich sehr(!) freuen...



Bezogen auf den Titel Selbstbeschiss hat das wiederum ganz eigene Dynamiken.


DER EINFLUSS VON GRÜN UND ROT AUF ENTSCHEIDUNGEN

Wenn es z.B. um die Entscheidung geht, ob wir etwas gegen unser Übergewicht unternehmen wollen, dann können wir dem grünen Kreis nachgeben und uns in das erwiesenermassen erfolgreiche Konzept wagen.

Aber da ist der rote Kreis in uns, die 1000 Dinge, die wir erlebt und gehört haben, wie man es möglicherweise schneller besser, effizienter erreichen kann, was der grüne Kreis von uns will. Leider füttern den roten Kreis auch eine ganze Menge an Mythen und Fehlinformationen. Und dann ist da noch etwas sehr, sehr starkes.

Wir begeben uns in komplettes Neuland, von dem wir keine Ahnung haben, wo uns das hin führt und was wir dann dort vorfinden, wenn wir unser Ziel womöglich tatsächlich erreicht haben. Das äussert sich dann oft in den Fragen wie "Was mache ich, wenn ich mein Ziel und die Haltenphase erreicht habe, was ist dann?" - Die oft gestellt wird, bevor man überhaupt angefangen hat.




CHAMPIONS LEAGE ODER KREISLIGA?

Keine Frage: Der erfolgreichere ist immer der, der seinem grünen Kreis mehr Raum gibt als seinem roten. Ob das ein erfolgreicher Unternehmer ist, der mit einer kleinen Erfindung die Welt erobert hat - er hatte den grünen Mut, loszulegen. Ob das ein Sportler wie ein Profifussballer ist, der in den Kopfball geht, auch wenn ihm klar ist, dass das schmerzhaft werden kann. 

Hier ist der Unterschied, ob man in der Champions Leage spielt oder in der Kreisliga.




Das soll jetzt aber nicht missverstanden werden denn der rote Kreis hat durchaus seine Berechtigung. Wer meint, dass ein Stuntman keinen roten Kreis hat, der sollte einmal aufmerksam zusehen, wie intensiv er Zeit in Planung und Vorbereitung steckt... Nur Grün ist unklug.



DER STARKE ANTRIEB ZUM SELBSTBESCHISS

Je mehr wir aber unserem roten Kreis an Gewicht verleihen, um so grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir beginnen, und selbst zu bescheissen.

Wir finden 1000 Ausreden, warum wir uns lieber in unserem sicheren, bekannten Terrain bewegen statt Neuland aufzusuchen, wir suchen instinktiv nach Gründen, warum es jetzt noch nicht so weit sei und dass wir auf dies oder das ja sowieso nicht verzichten können.
Den Milchkaffee sein lassen, den ich seit zig Jahren jeden Morgen und mehrmals täglich?! Neeee.... Das ist nichts für mich. Möööp. Rot... In Vollendung. Das Gewohnte ist stärker.

Aber tief im Innern ist uns klar, dass uns das Übergewicht nicht gut tut. Wir sind ausser Atem, wir werden in der Fussgängerzone mit mitleidigen Blicken bedacht, vielleicht sagt uns sogar der Arzt, dass wir uns gerade eine gehörige Menge an Lebenszeit nehmen, wenn wir auf diesem Weg weiter machen.


KRIEG ICH EH NICHT ZU 100% HIN, DESHALB...

Eine besondere Ausprägung hier ist noch der Perfektionismus. 
Wenn uns klar wird, dass wir das nicht perfekt gestalten können, dann lassen wir es doch lieber gleich sein. Auch das ist eine Form von Selbstbetrug, wissen wir doch, dass wir mit weniger trotzdem besser da stünden als mit gar nichts. Charmanterweise sieht man das gelegentlich wenn jemand sich ein kleines Irgendwassüsses in den Mund geschoben hat um dann selbstgenervt festzustellen, dass es jetzt ja eh sowieso ganz egal sei (und der Rest der Knistertüte dann auch noch folgt...).
Warum das keine gute Idee ist, habe ich hier ja schon einmal hinreichend beschrieben.



ZIEL ERREICHT - WAS NUN?!

Und dann... ein besonderer Moment... 
Die Gewichtskurve ging stetig nach unten, wir brauchen neue Kleider und bekommen Komplimente. Geile Zeit. Aber hier droht tatsächlich eine weit unterschätzte Gefahr.
Denn der rote Kreis stellt unbewusst in Frage, ob wir uns dort, wo wir neu sind überhaupt wohl fühlen... Ist dieses neue Ungewohnte wirklich das, was wir wollen?
Wir kennen uns hier doch gar nicht aus? Uhhh. Doch lieber wieder zurück zu dem, was wir Jahre kannten? Wo wir uns vielleicht nicht wohler, aber doch einfach sicherer gefühlt haben. Wenn wir uns in diesem Moment nicht klar und bewusst damit auseinandersetzen, was hier toller ist als vorher, wenn wir keine Strategien entwickeln, wie wir zum Beispiel mit den Komplimenten umgehen, die wir jetzt bekommen, dann ist es durchaus möglich, dass uns das Unterbewusstsein mit aller Macht wieder dahin zurück zieht, wo wir vorher waren.
Eine sehr häufige psychologische Ursache des Jojo in einem  einzigen Textblock erklärt...



DIE LÖSUNG KÖNNTE HEISSEN: BEWUSST IN BALANCE LEBEN UND...

Ich glaube, wenn man die Balance finden will, bedeutet das, dass man diese uns allen gemeinsamen inneren Konflikte in vernünftiger Weise  ganz bewusst in sich austrägt, ganz ohne sich selbst zu bescheissen. Denn wenn es jemanden gibt, der einen ehrlichen Umgang ganz besonders verdient hat... wer wenn nicht wir selbst?!

Das kann bedeuten, dass wir einen Waffenstillstand zwischen unserem Rot und unserem Grün finden, dass uns klar wird, welche Farbe uns gerade antreibt und vor allem aber, dass wir unseren Blitz aus der oberen Grafik austauschen mit etwas ganz anderem, das so sehr viel wichtiger ist als Kampf, Krieg und Selbstbetrug - und der versöhnliche Link zwischen beiden sein kann, wenn nicht sein sollte:


Dem Streben nach Glücklichsein... 









Bis später. 







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Seid nett, wenn Ihr kommentiert und überlegt, was ihr schreibt.
Ich bin ein Freund von freier Meinungsäusserung, behalte mir aber vor, ungefragte Werbung, unfreundliche Äusserungen und irrelevante Kommentare zu löschen. Da ich Euch nicht zwingen will, ein Google-Konto oder ein Blogspot-Konto zu besitzen werde ich alle Kommentare zulassen, um aber Spameinträge durch Bots zu vermeiden nur moderiert veröffentlichen...