Mittwoch, 29. Oktober 2014

Warum ich mir manchmal die Hölle zurück wünsche

KKritik
Warum ich mir manchmal die Hölle zurück wünsche
Wie junge Menschen ihr Selbstbild verlieren können 




Da ist dieses blutjunge Mädchen, irgendwo auf der Welt. 
Eines wie unzählige andere auch.
Unsicher über ihre Wirkung, unsicher ob sie hübsch ist . 


Wie viele anderen in dem Alter, in dem man beginnt sich zu finden - ist ihr wichtig, was andere von ihr denken. 

Also beschliesst sie, ein Video von sich zu machen und lädt es auf YouTube hoch.
Teilt ihre Unsicherheit mit und fragt die Internette Welt, ob sie hübsch oder hässlich sei. 


Was folgt ist eine endlose Schimpftirade von grausamen, gedankenlosen Menschen, die ihr in den Kommentaren in teilweise unerträglich beleidigender Art und Weise mitteilen, wie hässlich sie doch sei.

Teilweise empfehlen ihr die Kommentatoren sogar Dinge wie, sie möge sich plastischer Chirurgie unterziehen.



Der Grund, warum in den letzten Tagen auch ein paar positivere Kommentare hinzugekommen sind ist, weil dieses Video einige Aufmerksamkeit durch ein paar öffentliche Diskussionen bekommen hat, und diejenigen, die darauf aufmerksam gemacht haben einmal deutlich herausgestellt haben, wie daneben und unüberlegt solche Kommentare sind.


Aber wenn man die ersten Kommentare liest, bevor das passiert ist, dann dreht sich einem der Magen um... 

Wer momentan noch nicht folgen kann, was diese Geschichte auf einem Blog wie diesem verloren hat - nun, das ist ein gutes Beispiel, wie leicht man in jungen Jahren heute in puncto Gewicht allzu leicht auch in die andere falsche Richtung gedrängt werden kann. 

Es geht hier zwar vornehmlich ums Abnehmen, aber das eben als Rückführung aus ungesundem Übergewicht, und nicht um dünner und krank zu werden, weil man sich selbst falsche Massstäbe setzt.

Und wenn junge Mädchen im Web oder auch in den Schulen von anderen Jugendlichen derart angegangen werden, brauchen wir uns nicht wundern, wie so etwas leicht ausser Kontrolle geraten kann.


Natürlich kann man trefflich darüber streiten, ob ihre Eltern das besser hätten kontrollieren können, ob dieser Weg, den sie für sich ausgesucht hat der richtige ist.

Die meisten von uns werden zwischenzeitlich die Erfahrung im Web gemacht haben, dass das keine gute Idee war und hätten ihr sicher auch abgeraten, das zu tun. 


Aber dieses Mädchen war 12 Jahre alt. Woher sollte sie ahnen, was da passiert? 
In dem Alter hat man noch nicht die nötige Reife.
Und die Eltern?! Wieso kontrollieren sie nicht ihren Laptop?
Sie hat neben einem Internetzugang vermutlich auch ein Smartfon und es wäre sicher für sie auch einfach gewesen, auf diesem Weg ein Video hochzuladen. 


Man KANN das als Eltern kaum kontrollieren. Und man kann als Eltern auch nicht davor schützen, was ausserhalb der schützenden 4 Wände daheim in Schulen und in der Freizeit unter Gleichaltrigen passiert. Oder in irgendwelchen Onlineforen oder in sozialen Netzwerken wie Facebook.

Diese Gefahr ist real, und man sollte dringend mit seinen Kindern über so etwas sprechen. 
Bevor etwas passiert. 

Auch wenn man den jungen Menschen als Eltern nicht die nötige Sicherheit mitgeben kann, die sie sich vielleicht wünschen, weil das Urteil der Eltern wie man aus dem Video erfährt nicht ausreicht, dann sollte man zumindest klar stellen, dass da draussen ein paar unglaublich grausame Volltrottel unterwegs sind, auf deren Meinung sie nichts geben dürfen.





Ich sehe mich nicht als ein Anhänger einer bestimmten Religion, und ich stehe vielem diesbezüglich auch sehr kritisch gegenüber. Zuviel wird und wurde in der Geschichte unter dem Deckmantel Religion an Schlechtem und Furchtbarkeiten gerechtfertigt.

Und es war sicher ein geschickter Schachzug, Menschen klein und demütig zu halten, in dem man ihnen mit der Ewigen Hölle gedroht hat, wenn sie etwas verbrochen haben.
Auch das gefällt mir nicht besonders.


Aber damals, als die Menschen noch eingeschüchtert waren vom Gedanken an die Hölle, hätten sie sich vermutlich nicht so grausam verhalten, wie sie das heute im Internet an allen Ecken und Enden tun. 

Von dem her wünsche ich mir tatsächlich manchmal die Hölle zurück.



Bis später.




Weiterführende Links:
Das Video des Mädchens (englisch)


Dienstag, 28. Oktober 2014

Bisch Du n Bio, odderwas!?

KKommentar
BISCH DU N BIO, ODDAWAS!?
Eine interessante Frage - intensiv beantwortet



Neulich fragte mich ein junger Mann beim Blick in meinen Einkaufswagen im besten Gangsta-Deutsch: "Ey, bisch Du'n Bio, odderwas?!"

Für die Eher-Bausparer unter uns übersetzt: 
"Hallo. Bist Du ein Mensch, der nur von Bioprodukten lebt?" 

Da war dieser - vorwurfsvolle Unterton... 
Du Müsli! Du ... Öko!... Du .... Birkenstockträger! Du ... Uncool, eben.

Irgendwie fand ich ganz interessant zu spüren, was in dem Moment mit mir passiert ist. 

Ich hatte dieses Sofortgefühl, mich rechtfertigen zu müssen, 
ja mehr noch, ich wollte mich instinktiv "von dieser Sorte Müsli-Mensch" abgrenzen.




Da ich recht schnell festgestellt habe, dass dieser junge Mensch nicht zwingend meine Sprache spricht (kennt Ihr diesen Blick in die Unendlichkeit, den Menschen bekommen, wenn man ihnen etwas sagt und sie einen nicht verstehen?) habe ich die Diskussion mangels Erfolgsaussicht dann auch zügig beendet. 

Wie sollte ich auch jemanden in 2 Minuten etwas über Überzeugendes zu Salatgurken sagen, wenn in seinem Einkaufswagen ein 2-Liter-Flaschenkasten Co(o)la Zero steht? 
 
Ich fürchte sogar, dass ihm Topinambur und Pastinaken gänzlich Unbekannte sind.

Ich bin froh, dass das passiert ist, denn im Nachgang beschäftigte mich diese Begegnung noch eine Weile... Da waren ein paar Punkte, an denen ich hängen blieb.

Man ist anscheinend nur mit Burgerresten in den Backentaschen cool.

Oder mit roten Bullen im Blut. 
Und - da wir alle das Bedürfnis haben, irgendwo dazu zu gehören, stehen wir vor der Wahl: 
Mitmachen und cool sein oder bleiben lassen und uncool sein. 

Das kenne ich ja nun schon eine Weile, denn mit dem Alkohol verhält sich das ähnlich. Wenn man konsequent Wein oder Bier ablehnt, bekommt man diese... mitleidigen Blicke...

Interessant, dass das Marketing der daran Geld verdienenden Firmen genau darauf ausgerichtet ist: Gemeinschaftsgefühl (Come together), Sportsgeist (Sail away, Flüügel) und Coolness (Zerohubschrauber).





Aber ich schweife ab. Es geht um "Bio"....
Bin ich "Bio"? 


Mit dem Gedanken habe ich tatsächlich ein Problem.
Denn Bio ist für mich so eine Sache...

Ich habe das Gefühl, dass das Wort ein bisschen falsch verstanden wird. 
Zumindest sehe ich das anders, als die Wahrnehmung, die ich beobachte.
Hier ein paar Gedanken, wieso ich das glaube:

Was heisst BIO überhaupt?
Bio heisst für mich nicht automatisch = gesund. 
Bio heisst für mich eher "moralisch vertretbar(er) erzeugt".
Und das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. 

Bio ist keine Garantie, dass die Lebensmittel für sich genommen tatsächlich auch gesund sind, wenn man sie isst.

Nur das Gewissen beruhigt?
Ich denke viele kaufen ab und an mal Bio ein um das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen. Und so ist das halt nicht: Bloss weil ich einen Apfel esse, der nicht mit mehreren Schichten Wachs aufpoliert ist und ein paar Druckstellen hat, werden ja nicht alle möglichen Gesundsheitsprobleme aufgehoben, die mir Fertigfutter dazwischen möglicherweise aufbrummt.

Wenn der Gewinn mehr zählt als ehrliches Essen...
Und ich kann mich auch des Eindrucks gelegentlich nicht erwehren, dass einige mehr interessiert sind an der höheren Marge, die diese Produkte erzielen als an dem Grundgedanken, der eigentlich dahinter stecken sollte. 

Das beobachte ich vor allem, wenn grosse Markennamen von bekannten Konzernen dahinter stehen. Oder deren Pendants, die von den grossen Konzernen beim Discounter unter Eigenmarken vertrieben werden.

Biosiegel und Biosiegel...
Bio ist ein EU-weit geschützter Begriff. Das klingt nach Sicherheit. 

Aber leider ist dem, wie bei vielen dieser Dinge eben nicht so. 

Denn auch hier sind die Kriterien in bestimmten Bereichen wieder so aufgeweicht, dass man mal wieder nicht auf 100% vertrauen kann.

So DARF knapp 1% gentechnisch verarbeitetes Material verarbeitet sein, und es DÜRFEN 5% Inhaltsstoffe enthalten sein, die nicht aus Ökoanbau stammen. Wer die Szene ein bisschen verfolgt, der wird sich der Möglichkeit kaum verschliessen, dass die spitzen Bleistift-Rechner des einen oder anderen Konzerns diese Grenzwerte relativ sicher zu ihrem Vorteil ausreizen, wenn es darum geht, Gewinnmargen weiter in die Höhe zu treiben.


Dann ist das noch das deutsche Biosiegel, das ein bisschen schärfere Regeln zugrunde liegen hat, das aber z.B. ebenfalls die 5% Ausnahmebestandteile zulässt. 
Wieder keine 100%. Positiv hier ist aber, dass zumindest das genetisch manipulierte Material draussen bleibt. Das ist eine echte Erleichterung, ich komme gleich noch einmal darauf zurück.

... und Biosiegel
Zusätzlich gibt es in Deutschland noch ein paar weitere Biosiegel, die von verschiedenen Erzeugerverbänden vergeben werden. Auf Basis der Kriterien des deutschen Siegels, aber mit teilweise noch weiter gehenden Anforderungen, die zumindest vom Lesen her Sinn machen, aber eben alle individuell studiert werden müssen, wenn man wirklich Bio nach den eigenen Kriterien möchte.


Bio ist unübersichtlich und nicht aussagekräftig
All diese Sonder-Regelungen und Ausnahmen haben meiner Meinung nach das Bio im Bio so aufgeweicht und unübersichtlich gemacht, dass es nicht die Aussagekraft hat, die ich mir persönlich als Verbraucher wünschen würde. 
Ich hätte gern lieber ein Logo, das ich mir einprägen kann von dem ich dann 100% überzeugt sein kann, dass ich etwas natürlich erzeugtes - wie damals noch unsere Grosseltern - essen kann. 
So weit ich das nachforschen konnte, gibt es so etwas leider nicht. 
Statt dessen fühle ich mich wieder gezwungen, je nach Produkt genau nachlesen zu müssen, ob nicht wieder irgend eine Ausnahme dahinter ist oder nicht.

Das alles wird vielleicht bald gar nichts mehr zählen, denn...
da ist ja noch TTIP. Mit dem Abkommen dürfen dann ja aus den Vereinigten Staaten von Amerika Waren eingeführt werden, die unseren eigenen Standards nicht entsprechen müssen. Klar, darf da kein deutsches Biosiegel drauf, aber ich wette, wir werden ein paar neue sehen, die das suggerieren, aber wieder ganz andere, noch weichere Kriterien haben werden. Und das ist wirklich eine Katastrophe, die da naht, denn...

Schlimmer als Nicht-Bio ist genmanipuliert
Es gibt eine Unzahl von Wissenschaftlern, die vor genmanipulierten Lebensmitteln warnen.

Sie weisen auf Nettigkeiten hin wie Entzündungen im Darm, Allergien und eine Menge anderer Krankheiten, auf die man wirklich gerne verzichten kann. 

Die amerikanische Bevölkerung kämpft seit geraumer Zeit -nicht einmal gegen die genmanipulierten Lebensmittel - sondern einfach nur dafür, dass diese gekennzeichnet werden müssen. Denn das ist dort nicht der Fall. Ein paar sprechen meiner Meinung nach nicht ganz zu Unrecht vom grössten medizinischen Experiment an Menschen, mit schon jetzt erkennbar schlimmen Auswirkungen. 

Treffen diese ungekennzeichneten Lebensmittel auf den deutschen Markt, müssen wir schon jetzt ernsthaft befürchten, dass sich der allgemeine Gesundheitszustand bei uns noch wesentlich verschlechtert, was bei der ohnehin schon nicht sehr rosigen Lage ein echtes Desaster werden dürfte.




Was tun, sprach...

Nach allem, was ich momentan an Informationen gesammelt habe, würde ich grundsätzlich empfehlen:

- absolut und ausnahmslos KEINERLEI Soja-Produke, die nicht zuverlässig mit "ohne Gentechnik" oder vergleichbarem gekennzeichnet sind - das "Bio" hat hier in meinen Augen keinerlei zuverlässigen Wert, das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen scheint hoch

- Milchprodukte ausschliesslich wenn klar ist, dass im kompletten Herstellungsprozess keinerlei Gen- oder sonstige Manipulation angewendet wurde, weder beim Futter noch Wachstumshormone, von denen offensichtlich eine grosse Gefahr zu Brustkrebserkrankungen auszugehen scheint. Derzeit sind sie ja noch verboten, aber TTIP wird's im Worst-Case richten. Gegen uns, nämlich.


Beide Punkte für den echten KKler ja gottseidank kein Problem. Aber weiter:


- Wer es mit "Bio" ernst meint, der kommt nicht umhin, die einzelnen lokalen Biosiegel und die dahinter liegenden Kriterien eingehend zu studieren und sich daraus dann jene auszusuchen, die ihm das bestmögliche Ergebnis liefern im Vergleich zu dem, was man sich eigentlich selbst unter Bio vorstellt.




Und.... was ist nu? Bist Du Bio, oder was?!
Nein. Das trifft es nicht für mich. Eher so ist es richtig:

Ich habe eine immer stärker werdende Sehnsucht nach ehrlichem Essen, bei dem ich nicht einen Doktor brauche, um die Zutatenliste zu studieren. 

Und bei dem ich nicht unser Lebensmittelgesetz nebendran legen muss um die Fussangeln zu erkennen, die die scheunentorgrossen Löcher darin ermöglichen, Marketingausdrücke zu verwenden, die mir die Augen wischen oder Sachen clean zu labeln, die die Drucktinte für das Label selbst nicht wert sind. 

Ich möchte für mich, mein Umfeld und meine Vielleichteinmalkinder eine sichere Umgebung, in der ich darauf vertrauen kann, dass mich mein Essen nicht morgen oder in ein paar Jahren sterbenskrank werden oder den Verstand verlieren lässt.

Und ich habe es satt zu sehen, dass wir zwischenzeitlich ein Umfeld erreicht haben, in dem wirtschaftliche Interessen billigend in Kauf nehmen, dass Kunden an Produkten erkranken oder sterben - für den Profit.



Bis später.




Weiterführende Links:
Startpunkt zur Eigenrecherche zu Biosiegeln

Absolute Kaufempfehlung: DVD Der Gen-Food Wahnsinn