Dienstag, 18. März 2014

Ist das neue "Normal" akzeptabel?

Das neue Normal
Ist dicker jetzt schicker?

Normalgewichtige in der Minderheit


Ich habe ja schon an verschiedenen Stellen immer wieder erwähnt, dass für Deutschland die Zahlen in Bezug auf das Übergewicht jetzt schon bei 67% der Männer und 53% der Frauen liegt.

Bezieht man das auf die sogenannte "Soziale Statistische Norm" bedeutet das, dass Übergewicht zwischenzeitlich als Normal zu gelten hat. Und dass jemand der im Idealgewicht oder dem eigentlichen Normalgewicht liegt heute nicht mehr "normal" ist.



"Das neue Normal" - Illustration © sdhp New Media

Als ich mich neulich mit jemandem unterhielt und es um die Beschreibung einer älteren Dame ging habe mich selbst dabei ertappt zu sagen: 
"Nein, dick ist sie nicht, ich würde sagen, für ihr Alter ist sie normal".

Das geschah ohne lange nachzudenken, denn tatsächlich erwartet man ja heute schon fast von einer Dame um die 60, dass sie ein bisschen stärker gebaut ist. Und von einem Herren in diesem Alter sowieso.

Die Frage ist - wann hat sich dieses Bild eigentlich verändert? 
Waren denn Opa und Oma oder Uropa und Uroma mit 60, 70 auch so stark übergewichtig?
Ich jedenfalls erinnere das nicht. Ganz sicher hat die Nachkriegszeit ihre Einflüsse gehabt, aber so weit verbreitet war das nicht.

Interessant ist die Frage vor allem deshalb, weil jetzt schon erste Stimmen laut werden, dass der BMI ja nur ein Messwert sei, der überhaupt keine Aussagekraft besässe und dieser sowieso viel zu niedrig angesetzt sei.

Ist das so? Oder  ist das wieder so ein typischer Umgang mit Messwerten, wie man ihn von Grenzwerten in den letzten Jahren sowieso beobachten konnte? 
Nach dem Motto: Das Wasser ist zu stark belastet? Die Grundstrahlung ist zu hoch?
Grenzwerte hoch, dann stimmt's wieder.


Der BMI sagt, ein Normalgewicht ist am oberen Rand mit 25 an der Grenze zur Präadipositas. 
Was soviel heisst wie: Kurz unter der Fettsucht. Oder auch knapp am "fettleibig" vorbei.

Einige Journalisten und Wissenschaftler halten diesen Wert für zu niedrig. Sie behaupten, mit einem BMI von 27 kann man auch ein ordentliches, langes Leben führen.

Tatsächlich ist es jedoch so, dass ab einem BMI von 25 erste Veränderungen am Stoffwechsel zu messen sind, was bedeutet, der Wert ist zwar ein relativer, aber dennoch sehr wohl von Aussagekraft.


Und schlimmer noch: Je mehr wir uns von den 25 nach oben verändern, um so grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass uns der Stoffwechsel in eine Spirale zieht, die es immer schwieriger macht, den gesünderen Weg nach unten anzutreten.

Ich streite nicht, ob die 25 oder die 27 das bessere Mass sind, ich betrachte aber Bemühungen, Werte so zu verändern, dass Dinge statistisch in einem besseren Licht stehen grundsätzlich argwöhnisch. Vor allem dann, wenn die Auswirkungen die gleichen bleiben, ob man statistisch schönt oder nicht.


Ist Dicksein denn ok, jetzt wo es normal ist?

Oft wird diskutiert, ob dick denn nun ok sei oder nicht. 

Ein heisses Eisen, ich weiss. Ich denke, es ist dann nicht ok, wenn es den eigenen Wunsch nach Gesundheit überdeckt, weil man zu bequem ist, etwas zu tun oder weil man eigentlich gerne würde, aber hilflos zusehen muss, wie die Waage immer höhere Werte anzeigt und man keinen blassen Schimmer hat, was man dagegen tun kann...

Ich halte es für einen grundsätzlichen Fehler, diese Diskussion dann in Richtung Ästhetik und Schönheitsempfinden zu tragen. Das hat sich in der Gesellschaft über die Jahre ja immer mal wieder verändert. Im Mittelalter und heute noch in einigen Ländern gilt man als schön, wenn man ordentlich was auf den Hüften hat. Vermutlich hat das auch ein bisschen etwas damit zu tun, dass man die Kilos drüber damals als Statussymbol gesehen hat. Der magere arme Bauer auf dem Feld auf der einen Seite, die dralle Maid im Burgschlösslein auf der anderen. 

Heute kann man das nicht mehr als Statussymbol ansehen, da es sich jeder in unseren Breitengraden finanziell leisten kann, diesen Zustand zu erreichen.

Und heute zeigt die Werbung hin und wieder auch etwas stärkere Frauen. Ich glaube zunächst hatte das zwar etwas mit einer moralischen Gegenreaktion gegen die Magermodels und was mit ihnen passierte zu tun. Aber eigentlich ist heute daraus viel mehr der Versuch geworden, sich der neuen Zielgruppe anzupassen. Den neuen Normalen.

Neben unnötigen Verletzungen derer, die sich damit wohl fühlen oder so tun, als würden sie das, wenn sie heute (vor-)adipös sind (also der Norm entsprechen) werden diese Diskussionen wohl kaum zielführend sein. Denn ich fürchte, dass mindestens die, die zwar gerne etwas ändern möchten aber nicht wissen wie - sich recht vehement (und vermutlich sehr unsachlich) verteidigen werden.

Will man sich sachlich damit auseinandersetzen, dann sollte man auf die gesundheitlichen Auswirkungen zu sprechen kommen, und die sind nun mal nicht nur für jeden einzelnen auf lange Sicht verheerend, sondern auch für die Gesellschaft, da sie unbestritten hohe Gesundheitskosten verursachen.

Und wer es schafft, sachlich die Vernunft siegen zu lassen muss am Ende zu dem Schluss kommen, dass das heutige Normal ungesund ist. Für den Einzelnen, für die Gesellschaft.
Und da die Gesellschaft da aktuell wenig dagegen unternehmen wird - ist es die Sache jedes Einzelnen selbst, etwas dagegen zu tun und das Thema anzupacken. Für niemand anderen als für sich selbst.
Die Mittel dafür an die Hand zu bekommen ist einer der Hauptzwecke von Kilokegeln.de

Wir unterstützen jeden, der gerne weg von dem heutigen "normal" zum "gesund" wechseln möchte. Habt Mut, wagt es - es funktioniert und ist viel einfacher, als Ihr denkt.

Bis später.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Zunächst muss ich meiner Begeisterung für diesen Blog Ausdruck verleihen, auch für die spannenden Gedanken etwas abseits vom Abnehm-Thema.

Aber an dieser einen Stelle hier empfinde ich den Umgang mit dem Begriff BMI unreflektiert und damit im krassen Kontrast zum sonst hier sehr fundierten Argumenten.

Mir fehlt der Hinweis, das der BMI natürlich nur einen Wert darstellt, der das Gewicht in Relation zur Körpergröße angibt.
Der BMI kann uns aber nichts darüber sagen, ob sich das Gewicht nun aus Fett, Muskeln oder Wasser zusammensetzt. Der BMI kann daher nicht "das Maß" aller Dinge sein.
Ich finde das ungemein wichtig darauf hinzuweisen, weil Gewichtszunahme und damit auch Steigerungen beim BMI viele von uns verunsichern, die zusätzlich zur Ernährungsumstellung anfangen viel zu trainieren und - ggf. erstmals - Muskeln aufbauen.

Und man sollte fairerweise auch darüber informieren, daß der Grenz-BMI ab wann man als übergewichtig gilt vor einigen Jahren von der WGO und dann auch DGE runter gesetzt wurde von 27 auf jetzt 25.

(Vielleicht weil sie ermittelten das der Durchschnittsmensch in unseren Kulturkreisen inzwischen weniger Muskeln hat? - keine Ahnung)

Allein - dieser Vorgang plus der gesunde Menschenverstand zeigt mir, das ich persönlich nicht auf meinen BMI schielen sollte - sondern auf Gesundheit, Fitness und Attraktivität als mein "Maß aller Dinge"

Liebe Grüße
Susa

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